Wer kennt das nicht: Man möchte schnell Oma zum Geburtstag gratulieren oder mit Freunden ein spontanes Video-Kaffeekränzchen starten, doch WhatsApp verweigert plötzlich den Videoanruf. Besonders frustrierend wird es, wenn das Feature bei anderen einwandfrei funktioniert, nur das eigene Smartphone will einfach nicht mitspielen. Gerade Nutzer älterer Android-Geräte oder bestimmter Smartphone-Modelle stehen immer wieder vor diesem Problem. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lässt sich das Problem mit wenigen gezielten Handgriffen beheben.
Warum streiken WhatsApp-Videoanrufe überhaupt?
Die Ursachen für nicht funktionierende Videoanrufe sind vielfältiger als man zunächst denkt. WhatsApp entwickelt seine App kontinuierlich weiter und optimiert dabei nicht nur neue Features, sondern auch die technischen Anforderungen. Was vor einigen Jahren noch problemlos auf älteren Geräten lief, kann heute zur unüberwindbaren Hürde werden. Meta, der Mutterkonzern von WhatsApp, muss einen Spagat zwischen Innovation und Abwärtskompatibilität schaffen – und dieser gelingt nicht immer perfekt.
Hinzu kommt, dass Videoanrufe deutlich ressourcenintensiver sind als einfache Textnachrichten. Sie erfordern eine stabile Internetverbindung, ausreichend Prozessorleistung und vor allem den Zugriff auf Hardware-Komponenten wie Kamera und Mikrofon. Wenn auch nur ein Rädchen in diesem komplexen Getriebe nicht richtig greift, bleibt der Bildschirm schwarz oder der Anruf kommt erst gar nicht zustande.
Eine wichtige technische Voraussetzung wird dabei oft übersehen: Beide Gesprächsteilnehmer müssen sich im UMTS- oder LTE-Netz befinden. Das alte GSM-Netz reicht für Videoanrufe schlichtweg nicht aus, da es nicht die notwendige Bandbreite bereitstellen kann.
Die App-Version: Oft unterschätzt, doch entscheidend
Der erste und wichtigste Schritt zur Problemlösung führt über den Google Play Store. Viele Nutzer gehen davon aus, dass automatische Updates aktiviert sind – doch in der Praxis sieht das oft anders aus. Entweder wurden automatische Updates vom Nutzer selbst deaktiviert, oder die Funktion wurde durch Änderungen in den Systemeinstellungen außer Kraft gesetzt.
Um zu überprüfen, ob WhatsApp auf dem neuesten Stand ist, gibt es zwei Wege: Man kann entweder den Play Store öffnen, auf das Profilbild oben rechts tippen und „Apps und Geräte verwalten“ auswählen. Dort werden alle verfügbaren Updates angezeigt. Alternativ sucht man direkt nach „WhatsApp Messenger“ im Play Store und tippt auf „Aktualisieren“, falls ein Update verfügbar ist. Eine veraltete WhatsApp-Version kann nicht nur zu Problemen bei Videoanrufen führen, sondern birgt auch Sicherheitsrisiken. Meta schließt regelmäßig Sicherheitslücken, weshalb Updates aus mehreren Gründen unverzichtbar sind.
Manuelles Update als Notlösung
Sollte der Play Store selbst Probleme machen oder das Update nicht anbieten, kann man WhatsApp auch direkt über die offizielle Website von WhatsApp als APK-Datei herunterladen. Dieser Weg sollte allerdings nur als letzte Option gewählt werden und ausschließlich über die echte WhatsApp-Seite erfolgen, um Malware zu vermeiden. Nach der Installation der neuen Version startet man das Gerät am besten einmal neu, damit alle Änderungen korrekt übernommen werden.
Android-Version: Die unsichtbare Barriere
Hier wird es für viele Nutzer knifflig. WhatsApp hat die Mindestanforderungen für Android schrittweise erhöht. Ältere Android-Versionen werden zunehmend nicht mehr unterstützt, da die App moderne Funktionen nutzt, die auf veralteten Betriebssystemen nicht verfügbar sind. Smartphones mit sehr alten Android-Versionen haben schlichtweg keine Chance mehr, die neueste WhatsApp-Version optimal zu nutzen.
Um die eigene Android-Version zu überprüfen, navigiert man zu „Einstellungen“, scrollt nach unten zu „Über das Telefon“ oder „Telefoninfo“ und sucht dort nach „Android-Version“. Bei den meisten Geräten findet man die Update-Funktion unter „Einstellungen“, dann „System“ und schließlich „Systemupdate“ oder „Software-Update“.
Was tun, wenn kein Update verfügbar ist?
Nicht alle Hersteller stellen für ältere Geräte noch Betriebssystem-Updates bereit. Gerade Budget-Smartphones erhalten oft nur wenige Jahre Support. In solchen Fällen hat man im Grunde zwei Optionen: Entweder man akzeptiert die Einschränkungen und verzichtet auf Videoanrufe, oder man überlegt sich die Anschaffung eines neueren Geräts. Für technikaffine Nutzer gibt es noch die Möglichkeit, Custom ROMs wie LineageOS zu installieren – das erfordert allerdings technisches Verständnis und ist nicht ohne Risiken.
Berechtigungen: Die oft übersehene Stolperfalle
Selbst mit aktueller App und passendem Betriebssystem können Videoanrufe scheitern, wenn WhatsApp nicht auf die notwendigen Hardware-Komponenten zugreifen darf. Android hat sein Berechtigungssystem über die Jahre deutlich verschärft, was grundsätzlich positiv für die Privatsphäre ist. Für die Funktionalität von Apps bedeutet es aber, dass Nutzer aktiv werden müssen.

Um die Berechtigungen zu überprüfen, öffnet man die „Einstellungen“, wählt „Apps“ oder „Anwendungen“ aus und sucht WhatsApp in der Liste. Dort tippt man auf „Berechtigungen“ und stellt sicher, dass mindestens folgende Zugriffsrechte erteilt sind:
- Kamera: Ohne diese Berechtigung bleibt der Bildschirm während Videoanrufen schwarz, da WhatsApp keinen Zugriff auf die Kamera erhält
- Mikrofon: Essentiell für die Tonübertragung bei Anrufen jeder Art, ohne diese Berechtigung wird kein Ton übertragen
- Kontakte: Zwar nicht direkt für Videoanrufe notwendig, aber hilfreich für die allgemeine Funktionalität der App
- Speicher: Wichtig für das Senden und Empfangen von Mediendateien
Besonders bei Geräten mit stark angepassten Android-Versionen wie MIUI von Xiaomi oder EMUI von Huawei können zusätzliche Berechtigungsebenen existieren. Hier lohnt sich ein Blick in die gerätespezifischen Sicherheitseinstellungen, wo manchmal separate Listen für App-Zugriffsrechte verwaltet werden.
Cache leeren: Der Frühjahrsputz für die App
Der App-Cache sammelt im Laufe der Zeit Unmengen an temporären Dateien an. Diese sollen eigentlich die Performance verbessern, können aber paradoxerweise auch zu Fehlfunktionen führen. Beschädigte oder veraltete Cache-Dateien bringen WhatsApp manchmal durcheinander, besonders nach größeren Updates.
Das Leeren des Caches ist unkompliziert: Man öffnet erneut die „Einstellungen“, navigiert zu „Apps“, dann zu „WhatsApp“, weiter zu „Speicher“ und tippt auf „Cache leeren“. Wichtig: Man sollte auf keinen Fall auf „Daten löschen“ tippen, da sonst die kompletten Chatverläufe verloren gehen könnten, sofern kein Backup vorhanden ist. Der Cache enthält lediglich temporäre Informationen, die von der App bei Bedarf neu erstellt werden.
Wann hilft Cache leeren wirklich?
Das Leeren des Caches ist besonders dann sinnvoll, wenn WhatsApp nach einem Update plötzlich Probleme macht oder wenn die App ungewöhnlich langsam reagiert. Bei manchen Nutzern sammeln sich mehrere hundert Megabyte an Cache-Daten an, die das System unnötig belasten. Als Faustregel gilt: Einmal im Quartal den Cache zu leeren schadet nie und kann präventiv gegen verschiedenste Probleme wirken, einschließlich Videoanruf-Sprachproblemen.
Netzwerkverbindung nicht vergessen
Ein Punkt, der in der Problemdiagnose oft untergeht: Die Qualität der Internetverbindung. Videoanrufe benötigen eine stabile Verbindung mit ausreichend Bandbreite. Bei schwachem WLAN oder gedrosseltem Mobilfunknetz kann es zu Abbrüchen, eingefrorenen Bildern oder komplettem Versagen der Funktion kommen.
Ein schneller Test: Öffnet YouTube und versucht, ein Video in HD-Qualität zu streamen. Läuft es ruckelfrei, sollte auch WhatsApp funktionieren. Ruckelt es oder lädt ständig, liegt das Problem möglicherweise gar nicht am Gerät, sondern an der Internetverbindung. In solchen Fällen hilft der Wechsel von WLAN zu mobilen Daten oder umgekehrt.
Falls ein Datensparmodus auf dem Smartphone aktiviert ist, sollte dieser vor einem Videoanruf ausgeschaltet werden. Dieser Modus schränkt die Datennutzung von Apps ein und kann dadurch Videoanrufe beeinträchtigen oder sogar komplett verhindern.
Gerätespezifische Eigenheiten und Energiesparmodus
Manche Smartphone-Modelle haben werksseitig aggressive Energiesparfunktionen aktiviert, die Apps im Hintergrund stark einschränken. Das kann dazu führen, dass eingehende Videoanrufe nicht richtig signalisiert werden oder Anrufe mittendrin abbrechen. Der Energiesparmodus ist eine bekannte Ursache für WhatsApp-Videoanruf-Probleme und sollte bei Schwierigkeiten deaktiviert werden.
Bei Herstellern wie Xiaomi, Huawei oder OnePlus sollte man in den Energieeinstellungen nach App-spezifischen Ausnahmen suchen und WhatsApp von sämtlichen Einschränkungen ausnehmen. Besonders bei Xiaomi-Geräten wurden nach System-Updates wie HyperOS vereinzelt Probleme mit Videoanrufen auf dem Sperrbildschirm gemeldet.
Die Mühe lohnt sich in den meisten Fällen. Mit diesen Schritten haben bereits unzählige Nutzer ihre WhatsApp-Videoanrufe wieder zum Laufen gebracht. Sollte danach immer noch nichts funktionieren, kann ein Blick in die offiziellen WhatsApp-Hilfeforen weitere gerätespezifische Lösungen bieten. Dort tauschen sich Nutzer mit ähnlichen Problemen aus und finden oft kreative Lösungswege, die über die Standard-Troubleshooting-Tipps hinausgehen.
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